Das „Tabuthema“ Mundgeruch
Mundgeruch (auch foetor ex ore, bad breth oder Halitosis genannt) kann viele Ursachen haben.
Zunächst einmal sollte man unterscheiden, ob der schlechte Geruch ausschließlich aus dem Mund (dann foetor ex ore genannt) oder auch beim Ausatmen aus der Nase bei geschlossenem Mund (dann Halitosis genannt) wahrnehmbar ist.
Lange Zeit galt Mundgeruch als Tabuthema. Im Folgeneden wird einerseits erläutert, woher Mundgeruch stammen kann, was man dagegen tun kann und dass es keinerlei Gründe gibt, sich dafür zu schämen.
Denn Mundgeruch (ab sofort nur noch medizinisch korrekt Halitosis genannt) ist keine eigenständige Krankheit, sondern nur das Symptom von verschiedenen Krankheiten.
Man kann zwischen echter Halitosis, Pseudo-Halitosis und Halitophobie unterscheiden.
Echte Halitosis: Zu 90% liegt die Ursache für Halitosis intraoral (im Mund) und nur zu 10% extraoral (außerhalb des Mundes).
- Intraorale Ursachen der pathologischen Halitosis: zu 41 % ist Halitosis auf Zungenbelag zurückzuführen, zu 31 % auf Zahnfleischentzündung (Gingivitis), zu 28% auf Parodontitis (siehe Parodontitis Artikel). Auf der Zunge sind ca. 60% aller Mikroorganismen unseres Mundes. Besonders Zungen mit tiefen Falten und Furchen sind anfällig dafür, dass sich Bakterien leicht einlagern können. Die Bakterien produzieren nämlich sogenannte volatile sulphur compounds (VSC) (das sind flüchtige Schwefelverbindungen, die den unangenehmen Geruch verursachen) aus schwefelhaltigen Nahrungsresten, Speichel, Blut, Sulkusflüssigkeit (Flüssigkeit, die sich in den Taschen befindet) und Epithelzellen (die oberste Schicht unseres Zahnfleischs besteht aus Epithelzellen).
Es ist erwiesen, dass ein Zusammenhang zwischen mangelnder Mundhygiene und Halitosis besteht, was leicht nachvollziehbar ist, da mehr Substrat vorhanden ist, welches die Bakterien in Schwefelverbindungen umwandeln können. Bei vielen Schleimhautkrankheiten wie bsp. Lichen planus oder Dermatosen ist die Mundhygiene erschwert und deshalb häufig mit Halitosis kombiniert. Patienten mit Plattenepithelkarzinomen (der häufigste Krebs im Mundraum) bzw. allgemein Malignomen (bösartig) leiden in fortgeschrittenem Stadium mit zerfallenem Gewebe auch sehr oft an Halitosis.
Daneben gilt Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und Parodontitis als Ursache für Halitosis, da wieder ebenfalls mehr Substrat (Blut, Plaque in den Taschen etc.) für die Bakterien vorhanden ist.
Verminderter Speichelfluss, wie er zB. beim Sjögren Syndrom, nach einer Bestrahlung oder bei chronischer Medikamenteneinnahme auftritt, trägt ebenfalls zur Halitosis bei, da die Reinigungsfähigkeit des Mundraumes verringert ist.
Ältere Patienten, die nur noch weiche Nahrung konsumieren können haben aufgrund des fehlenden physiologisch-mechanischen Abriebs oder auch aufgrund einer schlecht zu reinigenden Prothese auch öfters Mundgeruch.
- Intraorale Ursachen der physiologischen (normalen) Halitosis: Dazu gehört der morgendliche schlechte Atem, der durch den verringerten Speichelfluss in der Nacht verursacht wird. Im Gegensatz zur pathologischen Halitosis ist er aber nur vorrübergehend.
- Extraorale Ursachen: wie schon erwähnt machen die extraoralen Ursachen nur 10% aus. Die Ursache liegt hier also nicht in der Mundhöhle, sondern ist das Zeichen einer Allgemeinerkrankung der Atemwege (Nase, Nasennebenhöhlen, Rachen, Kehlkopf, Bronchien/Lunge) oder des Gastrointestinaltrakts (Magen/Darm). Der schlechte Geruch ist hier sowohl aus dem Mund, als auch aus der Nase messbar und wahrnehmbar. Besonders bei Infektionen der oberen Atemwege, bei einer Tonsillitis (Entzündung der Tonsillen/Mandeln), bei verlagerten Fremdkörpern in der Nase oder bei einer chronischen Sinusitis/ Nasennebenhöhlenentzündung kommt es häufig zur Halitosis.
Bei den gastrointestinalen Erkrankungen ist besonders der gastroösophageale Reflux aufgrund einer insuffizienten Abdichtung des Mageneingangs (Sodbrennen) Schuld für das Vorhandensein von Mundgeruch. Auch eine Infektion mit „Helicobacter pylori“, der dann die schwefelhaltigen Verbindungen produziert, wird als mögliche Ursache diskutiert. In seltenen Fällen kann auch ein Leber- oder Nierenversagen, oder auch Diabetes mellitus die Ursache sein.
Pseudohalitosis: Bei der Pseudohalitosis wird der Mundgeruch nur vom Patienten selbst empfunden. In der Regel verbessert sich die Situation durch Untersuchungsergebnisse und Besprechungen mit dem Zahnarzt.
Halitophobie: Das ist die Angst des Patienten an Mundgeruch zu leiden und damit sein Umfeld zu belästigen. Im Gegensatz zur Pseudohalitosis helfen hier keine Untersuchungsergebnisse oder Besprechungen mit dem Zahnarzt. Hier sollte ein Psychiater weiter helfen.